Aus der Geschichte…
Unsere Oderbruchregion kann auf eine 3.000-jährige Siedlungsgeschichte zurückblicken. Dies beweisen archäologische Funde aus der Bronzezeit. Abwechselnd siedelten hier slawische und germanische Völkerstämme. Die flache Landschaft war geprägt von kleinen Wasserläufen, Wiesen, Mooren und Wäldern. Wegen der hydrologischen Verhältnisse kann von Ackerbau noch nicht die Rede sein. Die Menschen bestritten ihren Lebensunterhalt mit Fischerei und Viehzucht, aber auch mit Hopfenanbau.
Das Oderbruch, als Teil der Mark Brandenburg, blieb seit dem Mittelalter strategisch interessant. Der Flusslauf der Oder und deren Furten sicherten den Zugang zu den Handelsplätzen an der Ostsee sowie nach Skandinavien, Polen und Russland. Einer der bedeutendsten Persönlichkeiten, denen es gelang, Brandenburg zu sichern und zu befrieden, war Markgraf Albrecht der Bär (1100-1170) aus dem Herrschergeschlecht der Askanier.
Die Oder war aber auch als launischer und tückischer Strom bekannt. Frühjahrs- und Winterhochwasser richteten verheerende Schäden an. Die damaligen Markgrafen und Kurfürsten kümmerten sich nur halbherzig um die Eindeichung des Oderstromes.
Erst während der Regierungszeit des preußischen Königs Friedrichs II . (1740-1786) begann die planmäßige Trockenlegung und Urbarmachung des Oderbruchs (1747-1753). Großen Anteil an der Vorbereitung und Ausführung der Arbeiten hatten die Gelehrten Prof. Leonhard Euler (1702-1783) und Simon Leonhard von Haerlem (1701-1775). Hauptwerk der Trockenlegung und Eindeichung war die Begradigung der Oder durch ein neues Flussbett zwischen Güstebiese und Hohensaaten und das Anlegen von Abzugsgräben.
Nach Beendigung der Arbeiten musste das Neuland natürlich besiedelt werden. Es entstanden 40 Neugründungen von Dörfern. Auf der Landkarte werden diese mit dem Vorsatz „Neu“ bezeichnet. Friedrich II lud Bauern und Handwerker aus halb Europa ein, das neue Land zu besiedeln. Ein großer Anreiz bildete die freie Religionsausübung, die Steuerfreiheit sowie eine langjährige Befreiung vom Militärdienst. Bereits der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm bot in seinen Edikt von Potsdam (1685) den, wegen ihres protestantischen Glaubens in Frankreich verfolgten Hugenotten, eine neue Heimat an. Im 19. Jahrhundert erlebte das Oderbruch eine wirtschaftliche Blüte und erhielt bald den Beinamen „Gemüsegarten von Berlin„. Einer der großen landwirtschaftlichen Pioniere dieser Zeit war der Domänenpächter von Wollup und Kienitz Johann Gottlieb Koppe (1782-1863). Als Schüler und Mitarbeiter von Albrecht Daniel Thaer (1752-1828) revolutionierte er die Wollschafzucht und den Zuckerrübenanbau im Oderbruch. 1838 entstand in Kienitz die erste Zuckerfabrik. Im Oderbruch gab es dann zur Blütezeit über 30 Fabriken.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Oderbruchbahn gebaut. Somit verbesserte sich das Transportnetz für die landwirtschaftlichen Güter. Sie wurde Anfang 1970 stillgelegt.
Auch der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) erwies in seinen literarischen Reisebeschreibungen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ dem Oderbruch und speziell Letschin seine Referenz. Die Handlung der Kriminalnovelle „Unterm Birnbaum“ spielt in Letschin. Bevor er sich ganz der Schriftstellerei zuwandte, absolvierte er in der Apotheke seines Vaters 1844/45 ein Praktikum.
Während der Endphase des II. Weltkrieges (Januar bis April 1945) erlangte das Oderbruch eine traurige Berühmtheit. Die Schlacht um die „Seelower Höhen“ (16.-19.04.1945) war Teil der „Berliner Operation“ und die letzte Großoffensive in Europa. Ausgangspunkte bildeten unter anderem die Brückenköpfe bei Reitwein und Kienitz. Bei den Kämpfen um die Brückenköpfe und bei der Schlacht um die „Seelower Höhen“ starben 100.000 Soldaten unterschiedlicher Nationen. Das Denkmal auf den „Seelower Höhen“ entstand im November 1945. Noch heute sind die Spuren der schweren Kämpfe allgegenwärtig. Bis heute werden bei Bauarbeiten Knochenfunde gefallender Soldaten sowie Kriegsmunition geborgen. Auch in der Gemeinde Letschin befinden sich Kriegsgräber an verschiedenen Standorten. (z. B. in den Ortsteilen Letschin, Groß Neuendorf, Ortwig, Kienitz u. a.) Weitere Informationen dazu finden Sie hier:
www.gedenkstaette-seelower-hoehen.de
Die Landwirtschaft bildet auch heute den größten Erwerbszweig in der Region, aber mit besonders großen personellen Einschränkungen. Die einstigen LPG-en wurden in Agrargesellschaften umgewandelt. Ferner gibt es „Wiedereinrichter“ und Landwirte im Nebenerwerb.
Zunehmend gewinnt der Tourismus an Bedeutung. Die Einzigartigkeit der Kultur- und Naturlandschaft, seine wechselvolle Geschichte sowie die heimische Fauna und Flora bieten zahlreiche Anziehungspunkte für Touristen und Menschen die dem Großstadttrubel entfliehen wollen. Über den Oder-Neiße-Radweg , dem Europaradweg R1, dem Oderbruchbahnradweg sowie z. B. der Theodor-Fontane-Radweg können sich Radler und Wanderer die Landschaft des Oderbruches erschließen und Natur pur erleben.